"Nun, es sind schon einige Jahre vergangen, seit Marie und wir uns kennen lernten.", beginnt Florian. Lilly ist schon mächtig neugierig und spitzt ihre Ohren. Anna fällt Florian ins Wort und erzählt die Geschichte weiter. Wird aber auch Zeit, denkt Lilly amüsiert.
"Wir hatten gerade unseren kleinen Emil ausgebrütet und Florian war auf Futtersuche. Es dauerte unsäglich lange und Emil schrie ganz fürchterlich vor Hunger. Ich war schon ganz verzweifelt und ich wusste einfach nicht mehr, wie ich ihn beruhigen sollte. Stunden waren inzwischen vergangen, dicke Wolken zogen am Himmel auf, der Regen prasselte langsam aber unaufhörlich auf unser Nest. Emil war vor Erschöpfung eingeschlafen und ich entschied mich ganz spontan selbst auf Futtersuche zu gehen. Ich wusste nicht, ob Florian vielleicht etwas zugestoßen ist. Mir war ganz mulmig zumute, aber ich hatte keine andere Wahl. Hinter dem Berggipfel gab es einen kleinen See und ich wusste, dort gab es immer mal wieder etwas Essbares zu finden. So machte ich mich schweren Herzens auf den Flug. Es dauerte auch nicht lange und ich konnte einen kleinen Fisch ergattern. Erleichtert machte ich mich auf den Rückweg. Ich hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist."
"Jetzt erzähle ich mal weiter.", meldet sich Marie zu Wort. "Ich hatte mich mal wieder im Gefieder eines riesigen Adlers versteckt. Ich glaube, es war ein Schlangenadler. Er hatte braune Federn, einen dunklen Kopf mit dunkelbraunem Schnabel. Ein sehr schneller Vogel. Ohne es zu bemerken, hat er mich mehrer Tage mit an Bord gehabt. Plötzlich setzte er zum Sinkflug an und landete unsanft, mit lautem Geschrei, auf dem Felsen. Dann vernahm ich ein klägliches Kreischen und entdeckte im Nest ein junges Adlerbaby. Der Schlangenadler beugte seinen Kopf zum Nest und wollte mit seinem Schnabel nach dem kleinen, schreienden Adlerbaby greifen. Ich breitet meine Flügel aus und flog mit einem Affenzahn auf des Adlers Schnabel und wedelte mit meinen Flügeln vor seinen Augen hin und her. Er erschrak fürchterlich. Fast wäre er vom Felsvorsprung gestürzt. Ich versetzte ihm einen solchen Schrecken, dass er die Flucht ergriff."
"Das war Rettung in letzter Sekunde. Ich habe das Geschehen im letzten Moment noch beobachtet, bevor ich das Nest erreichte. Florian traf kurz darauf ebenfalls mit einem köstlichen Leckerbissen ein.", beendet Anna die Geschichte.
"Seit dem sind wir die besten Freunde und ich gehe immer wieder mit Florian und Anna auf Reisen. Der kleine Emil ist inzwischen groß und erkundet die Welt.", fügt Marie hinzu.
Das war wirklich spannend. Ein Marienkäfer, der sich mit einem Schlangenadler anlegt, um ein Adlerbaby zu retten. So eine Geschichte hat Lilly noch nie gehört.
Nun wird es langsam Zeit, sich zur Ruhe zu begeben. Die rote untergehende Sonne hat sich für heute zur Nachtruhe begeben. Auch Lilly ist schrecklich müde. Es war ein anstrengender und ereignisreicher Tag. Sie hat noch keine Ahnung, wie ihre Reise weitergehen soll. Aber morgen ist auch noch ein Tag. Was für ein wunderschöner Geburtstag ist das heute gewesen. Diesmal so ganz anders, als in den vergangenen Jahren.
Was wird ihr das neue Lebensjahr wohl bringen?
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Ines (Mittwoch, 18 April 2018 11:50)
Ganz bezaubernd erzählt.
Danke.