Je länger Lilly die Gegend betrachtet, um so mehr findet sie Gefallen an dem, was sie zu sehen bekommt. Die hohen Berge, die den See umgeben. Hochgewachsene Bäume auf den Berghängen, die in den unterschiedlichsten Grüntönen in der Morgensonne erstrahlen. Sie hinterlässt ein herrliches Spiegelbild der mächtigen Berge auf der Wasseroberfläche. Ein großer Adler kreist um die Bergspitze, und Bergziegen springen von einem Hang zum nächsten. Was für ein Anblick. Sie genießt dieses Naturschaupiel in vollen Zügen.
An das Schaukeln hat sie sich inzwischen ebenfalls gewöhnt. So bewegt man sich also auf dem Wasser. Wie Nussschalen sehen sie aus und sie erinnert sich daran, wie sie als Kind im Wald auf dicken Blättern auf den Wasserpfützen ihren Spaß hatte. Wie die Zeit doch vergeht und sie denkt mit etwas Wehmut an zuhause. Was macht Fridolin wohl und arbeitet er immer noch fleißig mit seinen Artgenossen Tagein Tagaus? Jetzt aber Schluss mit den grübelnden Gedanken.
Ihr Begleiter hat von ihrer Anwesenheit noch nichts bemerkt. Zu sehr ist er mit dem Rudern beschäftigt. Er will wohl zur anderen Seite des Sees. Uff, bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Lilly bemerkt jetzt erst, wie ihr Magen knurrt. Sie beschließt ins Innere des Ränzleins zurückzukehren, um sich auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen. Vorsichtig beginnt sie mit dem Abstieg und muss sich erst einmal an die Finsternis gewöhnen. Sie folgt einfach ihrer Nase, denn irgendein Duft steigt ihr in Selbige. Hm, riecht das lecker. Was ist das nur? Schnell wird sie am Boden des Ränzleins ihres Begleiters fündig. Hier liegen ein paar Krümel, die Lilly nun vorsichtig genießt. Sie weiß zwar nicht, was es ist, aber es mundet köstlich.
Plötzlich wird sie von einem heftigen Schaukeln gepackt und kann sich nicht mehr auf den Beinen halten. Oh, oh, das fühlt sich nicht gut an. So gut sie kann, rappelt sie sich auf und klettert nach oben. Der Anblick verheißt nichts Gutes. Als sie einen Blick hinaus riskiert entdeckt sie dicke, schwarze Wolken am Himmel und ein heftiger Wind weht von den Bergen herab und versetzt den See in Unruhe. Das Boot bewegt sich mit den Wellen hinauf und wieder hinunter. Ihr Begleiter hat große Mühe, die Kontrolle über das Boot zu behalten und kämpft mit aller Kraft darum, nicht zu kentern. Panik überfällt Lilly und sie hält sich krampfhaft am Rand des Ränzleins fest. Erneut werden sie von einer Windböe erfasst. Nun aber so heftig, dass das Boot zur einen Seite kippt. Im letzten Moment kann der Erdenmensch die Kontrolle wieder erlangen. Aber nur bis zu nächsten Böe, die sogleich wieder zuschlägt. Zu spät, das Boot kippt so sehr zur Seite, dass Lillys Begleiter von einer Welle gepackt und über den Bootsrand geschleudert wird.
Mit einem Schlag stürzt Lilly in das Innere des Ränzleins und nimmt Abschied von ihrem Erdenleben. Dann erfasst sie tiefe Dunkelheit.
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Ines (Dienstag, 03 April 2018 09:22)
Schön und spannend geschrieben, ich bin wie gefesselt und will noch mehr lesen. Denn auch ich liebe Abenteuer. Danke �