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Die fleißige Ameise Lilly - Schreck in der Dunkelheit

Während Florian auf dem Segelmasten sein Mittagsschläfchen hält, sind Lilly und Marie in der Bordküche angekommen. Hier herrscht geschäftiges Treiben. Die Köche, in ihren weißen Schürzen und großen Mützen, klappern mit den Töpfen und Pfannen. Lautes           

               Gebrüll hallt von einer in die andere Ecke und sie schnappen Wortfetzen auf, die sie noch   

               nie gehört haben:

 

"Einmal Seezunge auf Blattspinat. Rührei mit Speck für Tisch sieben. Hähnchen auf Basmati-Reis und Salat. Heiße Himbeeren auf Vanilleeis und Sahne für Tisch drei."

 

So geht es immer weiter und den Köchen und Helfern läuft der Schweiß über das Gesicht. Das Fleisch brutzelt herrlich duftend auf dem Herd. Die Kartoffeln drohen überzukochen und die Nudeln werden in der Pfanne hin und her gewendet. Dem jungen Lehrling tränen die Augen, weil er schon einen riesen Berg Zwiebeln geschält hat und der Chefkoch treibt ihn weiter an. 

 

Lilly hat großes Mitleid mit ihm. Selbst ihr fließen die Tränen übers Gesicht. Plötzlich wird es hektisch in der Küche und Marie und Lilly müssen mächtig aufpassen, dass sie nicht zu Tode getrampelt werden. Am Ende der Küche angelangt, steht ein junges Mädchen und ist mit dem Spülen des Geschirrs beschäftigt. Na, das sieht ja eher wie Strafarbeit aus, denkt Lilly. In diesem Moment tritt das junge Spül-Mädchen zur Seite und Lilly konnte ihr nur knapp entkommen.

 

"Wir bringen uns mal besser in Sicherheit, hier herrscht ja Hochbetrieb.", sagt Marie und schon verschwindet sie in einem kleinen Loch in der Wand. Flink tut es Lilly ihr gleich und sie befinden sich in absoluter Dunkelheit. Nach einem kurzen Moment haben sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt und durch das Loch in der Wand strahlt das Licht herein. 

 

"Hörst du das auch?", fragt Lilly Marie.

"Was denn?", möchte Marie wissen.

"Hör doch mal, viepviepviep.", ahmt Lilly das Geräusch nach.

"Ja, du hast recht, jetzt höre ich es auch.", antwortet Lilly.

In diesem Moment huscht eine dunkle Gestalt an ihnen vorbei. Lilly bleibt fast das Herz stehen und Marie stößt einen Schreckensschrei aus.

 

"Wer macht denn hier so einen Lärm?", vernehmen sie eine Stimme und halten den Atem an.

"Ist da wer. Hallo. Ich weiß doch, dass hier jemand ist. Also mach endlich den Mund auf.", dringt eine drohende Stimme an ihr Ohr.

"Ja, ähm, Entschuldigung. Es tut uns leid, dass wir dich stören. Wir verschwinden auch gleich wieder." wispert Lilly kleinlaut.

"Ach papperlapapp. Ihr braucht nicht zu verschwinden. Sagt mir einfach, wer ihr seid und was ihr hier wollt.", hört sich die Stimme jetzt wesentlich freundlicher an.

"Wir sind Lilly und Marie.", antwortet Marie.

"Und ich heiße Freddy." tönt es aus der anderen Ecke und im gleichen Moment wird das Loch von einem kleinen Licht an der Decke erhellt. Als sich ihre Augen treffen, schrecken Lilly und Marie zurück. Vor ihnen steht eine dicke, fette, graue Ratte mit einem ekligen langen Schwanz und großen Glubschaugen. 

"Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben, ich sehe schlimmer aus, als ich bin." antwortet Freddy die Ratte und grinst verschmitzt.

"Was machst du hier auf dem Schiff?", fragt Marie.

"Ach Herrje, das ist eine lange Geschichte. Kommt setzt euch und macht es euch gemütlich. Ich habe auch ein paar Leckereien aus der Küche. Hier fällt so einiges am Tag ab, wovon es sich gut leben lässt.", lädt Freddy die beiden ein.

Das lassen sich Lilly und Marie nicht zweimal sagen. Kommen sie doch bald um vor Hunger.

 

Richtig gemütlich ist es hier in dem Loch. Ein kleines Sofa an der Wand aus einer alten Gemüsekiste gezimmert, Maiskolbenblätter gefüllt mit  duftenden Köstlichkeiten sind auf einem Tisch aus dem gleichen Holz liebevoll angerichtet. Der Boden ist bedeckt mit Stroh und eine Hängematte, aus einem alten Küchentuch, hängt quer von der Decke herunter. 

"Gemütlich hast du es dir hier gemacht.", bringt Lilly staunend hervor.

"Richtig nett und einladend.", ergänzt Marie.

"Jetzt aber Schluss mit dem Gesülze. Setzt euch, ich habe einen Mordshunger.", wehrt Freddy schroff die freundlichen Worte ab. Man merkt ihm aber an, dass er sich über so viel Anerkennung freut.

Zunächst schweigend und schmatzend sitzen die drei in dem kuscheligen Loch und dann fängt Freddy an zu erzählen. Lilly und Marie spitzen ihre Ohren und vergessen dabei Florian vollkommen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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