· 

Die fleißige Ameise Lilly - Stadtbesichtigung

Lilly kann es kaum glauben. Rom hoch oben aus der Luft betrachten, es raubt ihr fast den Atem. Florian dreht eine Ehrenrunde über den Petersplatz, auf dem sich schon am frühen Morgen viele Menschen tummeln. Die Schlange vor dem Museum des Vatikans ist bereits sehr lang und die Sonne heizt die Stadt mächtig auf. Florian nimmt Kurs auf das Gebäude mit dem großen Engel. Gekonnt landet Florian auf einem der ausgebreiteten Engelsflügel.

"Wo sind wir hier?" fragen Lilly und Marie aus einem Munde.

"Das ist die Engelsburg. Auch Castel St. Angelo genannt." antwortet Florian

"Hier sind ja eine Menge Leute, was wollen die nur alle hier?" möchte Lilly wissen.

"Das ist ein sehr bekanntes Gebäude - sozusagen ein Friedhof." erklärt Florian

"Ein wirklich komischer Friedhof so ein rundes Gemäuer." bemerkt Marie etwas irritiert.

"Man nennt es eigentlich Mausoleum. Hier liegen berühmte Persönlichkeiten begraben aus längst vergangen Zeiten." klärt Florian die beiden auf.

"Woher weißt du das denn?" möchte Lilly wissen.

"Ach weißt du, hier sind so viele Touristen und Leute, die ihnen viel über die Geschichte erzählen, dass ich einfach nur meine Ohren gespitzt habe." gibt Florian stolz von sich.

"Ja, und was für Leute liegen hier?" fragt Marie neugierig.

"Hier liegen der Kaiser Hadrian und seine Frau begraben und einige andere bekannte Persönlichkeiten. Aber die habe ich mir nicht alle merken können." antwortet Florian.

 

Sie schauen sich neugierig um. Bestaunen die Statue, auf der sie sich befinden. Ein riesiger Engel, der sein großes Schwert aus der Scheite gezogen hat und zum Kampf bereit ist. Lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet. Unter ihnen stehen Menschen an der Brüstung und scheinen begeistert von dem, was sie hier zu sehen bekommen. Von dort oben hat man einen sagenhaften Blick auf die Engelsbrücke, die über den Tiber führt. Viele kleine Boote mit Touristen schippern über den ruhigen Fluss, der sich durch Rom schlängelt. 

 

"Haltet euch gut fest, es geht weiter." kündet Florian an.

 

Dann breitet er seine Flügel aus und steigt hinauf in die Lüfte. Ein herrlich frischer Wind weht ihnen entgegen. Welch eine Wohltat bei dieser Hitze. Sie fliegen über den Tiber und bestaunen den verrückten Verkehr, der auf Roms Straßen herrscht. Plötzlich dringt ein lautes Krachen und Scheppern in ihre Ohren. Ein wildes Hupkonzert tobt unter ihnen. Dann entdecken sie das Unglück. Ein Rollerfahrer wurde von einem Auto angefahren und der Fahrer schleudert quer über die Fahrbahn. Ein entgegenkommendes Fahrzeug kann im letzten Moment eine Vollbremsung hinlegen, sonst hätte es den am Boden liegenden Fahrer überrollt. 

Ein wildes durcheinander, hektisch, laut und aus der Ferne sind bereits die Sirenen zu hören.

"Sei stupido. Mamma mia che casino." und viele andere undeutliche Laute dringen zu ihnen. Inzwischen ist Florian auf der langen Mauer, die sich den Tiber entlang zieht, gelandet. Sie betrachten das Geschehen nun aus der Nähe. Die Italiener schimpfen und geben sich gegenseitig die Schuld. Eine große Menschenmenge hat sich um den Verletzten gescharrt. Die Sirenen werden immer lauter. Inzwischen ist auch die Carabiniere (eine der vielen Polizeiarten Italiens) eingetroffen. Mühsam versuchen sie den Unfallverursacher ausfindig zu machen, so wild geht es hier zu. Endlich haben sie es geschafft und nehmen ihn unsanft bei Seite. Der Krankenwagen trifft mit lautem Getöse ein und zwei Sanitäter und ein Arzt bahnen sich mit aller Macht einen Weg zum Unfallopfer. Nach wenigen Minuten verfrachten sie ihn in die Ambulanza und schalten ihre unsäglich laute Sirene wieder ein. Jetzt aber nix wie ins Krankenhaus.

 

Auch Florian und seine zwei Begleiterinnen machen sich wieder auf den Weg.

Die Menschentraube löst sich auf und die Carabinieri sorgt für Ordnung. Der Roller liegt einsam und verlassen am Straßenrand. Vollkommen verbeult und nicht mehr fahrtüchtig.

Wie gut, dass Florian seine Flügel hat. Mit diesen steuert er nun zielsicher auf die nächste Attraktion zu. 

Welch ein Anblick, Lilly ist ganz sprachlos. Als sie über einen Platz fliegen, der von drei beeindruckenden Brunnen geschmückt wird. Der in der Mitte liegende ist der größte von allen. Aus vier Öffnungen fließt das Wasser und wird geziert von imposanten Marmorstatuen, die über diesen Brunnen wachen. Auch hier strömen die Menschen aus allen Richtungen auf die ovalförmige Piazza. Umrahmt von alten Häusern mit eindrucksvollen Fassaden. Cafés, Bars und Restaurants laden die Touristen zum Verweilen ein. Eine herrliche Szenerie. Der Vierströmebrunnen wird von einem Obelisken überragt auf dessen Spitze Florian sich niederlässt. Nun betrachten die drei das bunte Treiben in aller Ruhe. Es wird geknippst und gelacht,  Straßenkünstler versuchen hier ihre Werke an den Mann zu bringen, Bedürftige bitten um eine Spende, lautes Rufen "Pizza, Pasta, Birra" dringt bis zu ihnen. Hier ist echt was los. Die vielen neuen Eindrücke sind für Lilly und Marie faszinierend und es verschlägt ihnen die Sprache. 

Für einen Moment schweifen Lillys Gedanken zurück in ihre Heimat. Zu ihren Kindern und ihrer Ameisenkolonie. Sie fragt sich, was wohl aus ihnen geworden ist. Arbeiten sie immer noch Tagein - Tagaus im gleichen Trott und bauen an ihren Erdhügeln, schleppen Blätter, Zweige und lassen sich den köstlichen Honigtau munden? Wie würde es ihr ergehen, wenn sie sich nicht auf diese Reise begeben hätte? Ist sie inzwischen gar schon Großmutter geworden und weiß nichts davon? Wie geht es ihren geliebten Kindern in der Ferne. Etwas Wehmut macht sich breit. Sollte sie nicht besser wieder zurückkehren und ihr geregeltes Leben führen. In dem alten Trott und des nachts in der Hängematte. Allein bei diesem Gedanken kommt sie ganz schnell wieder auf dem wunderschönen Platz an und fragt:

"Wo sind wir hier eigentlich?"

"Das ist die berühmte Piazza Navona. Eine der schönsten der Stadt." antwortet Florian freudig und fügt hinzu:

"Jetzt machen wir uns aber wieder auf den Weg. Es gibt noch so viel zu besichtigen. Bald wird es Zeit,  etwas Essbares zu besorgen. Mir knurrt schon der Magen. Ich hab da auch schon eine Idee."

Mit dieser verheißungsvollen Aussicht heben sie ab und sind gespannt, was sie erwartet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0