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Die fleißige Ameise Lilly - Eine schwere Entscheidung

Das herrliche Picknick ist beendet. Lilly brachte einfach keinen Bissen herunter, so sehr ist sie in Gedanken mit ihrer Entscheidung beschäftigt. Der Ameisen- Trupp kehrt wieder zurück an die Arbeit. Auch Lilly reiht sich brav in die Schlange ein und sammelt fleißig Blätterteilchen für das neue Bauvorhaben. Wie in Trance folgt sie ihren Artgenossen ein aller letztes Mal und überlegt fieberhaft, wie sie ihren Kindern ihr Vorhaben beibringen soll. Ihr ist ganz schwer ums Herz.

 

Dabei sollte sie bei dem Gedanken an ihre Zukunftspläne hüpfen, springen, tanzen und singen vor Freude. 

 

Ja, so eine Entscheidung hat auch ihre Schattenseiten und ist ebenso ein wenig angsteinflößend. Einfach alles hinter sich zu lassen und in die große weite Welt ziehen. Was werden ihre Kinder wohl dazu sagen? Das bereitet ihr große Sorgen. 

 

Bis auf Fridolin, ihren Jüngsten, der emsig in der gleichen Kolonie wie sie selbst arbeitet, ist der Rest der Bande hinter den Hügeln in einem weit entfernten Ameisenstaat mit dem Nestbau beschäftigt. Im Grunde ihres Herzens weiß sie, dass sie sich um ihre Zöglinge keine Sorgen zu machen braucht. Sie sind erwachsen, selbständig und kämpfen ihren eigenen Kampf im täglichen Leben. Sie schlagen sich dabei wirklich gut.

 

Diese und viele andere Gedanken rasen ihr durch den Kopf, während sie den neu entstehenden Ameisenhaufen hinaufklettert und das Millionste Blätterteilchen darauf niederlegt.

 

Sie schaut in die Ferne. Über die Wiese, die durch die strahlende Nachmittagssonne in sattes Grün getaucht wird. Betrachtet den Horizont, der ihr entgegen lacht und zuwinkt. Ein tiefer Friede erfüllt sie und die Gewissheit: "Das ist mein Weg."

 

Ein letztes Mal verlässt sie den Ameisenhaufen, ein letztes Mal begibt sie sich zum großen Speisesaal zum Abendessen. Dort wird sie auch Fridolin treffen, um sich zu verabschieden. Morgen, bei Sonnenaufgang soll ihr großes Abenteuer beginnen. 

 

Beschwingt tänzelt sie über den duftend weichen Waldboden und trällert dabei ein Lied. Leicht, wie eine Feder, nahezu schwebend setzt sie einen Fuß vor den anderen. Ganz leicht ist ihr Herz und ihr Gesang tönt durch den Wald. Die anderen schauen sie verwundert an, aber nur für einen kurzen Moment. Sie kennen Lilly schon sehr lange und wissen, sie ist eben ein bisschen anders, als der Rest der Truppe in ihrem Staat. 

 

Aber wirklich nur ein bisschen!

 

 


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