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Die fleißige Ameise Lilly - Dem Hungertod entronnen

Nachdem Tilli brav mit ihrem Frauchen unter Deck gegangen ist, machen es sich die drei im Rettungsboot gemütlich. Allerdings ist dieser Zustand nicht von langer Dauer, denn der große Hunger meldet sich. 

 

"Wie kommen wir jetzt nur an etwas Essbares?", spricht Marie die Gedanken von den anderen beiden mit aus.

"Mir ist schon ganz flau im Magen.", flüstert Lilly.

"Nur keine Sorge! Ich weiß schon, wo  ein paar Leckereien zu finden sind.", verkündet Freddy voller Stolz. Ich bin gleich wieder zurück.

 

Vorsichtig schaut Freddy sich um und mit einem Satz springt er aus dem Rettungsboot. Dann verschwindet er hinter einer Kiste. Nicht weit entfernt entdeckt er, dass die Luke zum unteren Laderaum geöffnet ist. Glückspilz, kann man da nur sagen. Ein Blick in jede Richtung. Die Luft ist rein. Mit einem Affenzahn flitzt Freddy zu den Stufen, die er gekonnt überwindet. Es duftet nach herrlich frischem Gemüse und Salat. Er folgt einfach dem Geruch und wird in der hintersten Ecke fündig. Plötzlich vernimmt er ein lautes Krachen und es wird stockfinster. 

 

"Oh nein. Das hat mir gerade noch gefehlt. So ein verdammter Mist.", flucht Freddy vor sich hin. 

Die Luke wurde geschlossen und er sitzt in der Falle. Es kann Stunden dauern, bis er hier wieder heraus kommt. Ist nicht das erste Mal, dass ihm so etwas passiert. Das Gute jedoch, er hat reichlich Proviant. Aber für Lilly und Marie sieht es weniger rosig aus. Sie kommen sicher bald um vor Hunger und das Wetter scheint sich auch nicht zu bessern. Das Segelschiff schaukelt mächtig hin und her und der Wind heult, als hätte er großes Leid erfahren. 

 

Freddy schnüffelt vor sich hin und landet neben einer Kiste mit Salat. Wie gut, dass die Holzkisten so schöne Spalten haben. Ohne große Mühe ergattert er einen saftigen Kopf Salat und knabbert genüsslich daran herum. Dabei vergisst er die ganze Welt um sich herum, so sehr mundet ihm diese Köstlichkeit.

 

Derweil kauern Lilly und Marie frierend und dicht aneinander gedrängt  im Rettungsboot und fragen sich, wo Freddy bleibt. Lilly droht ins Koma zu fallen, so schwindelig ist ihr vor Hunger. Marie geht es nicht viel besser. 

 

"Wuff, wuff.", vernehmen sie im Halb-Delirium. "Hallo, seid ihr noch da?", klingt eine vertraute Stimme und die Abdeckung des Rettungsbootes hebt sich leicht an. Ein Lichtstrahl erleuchtet den Innenraum. Lilly und Marie blinzeln mit den Augen. So sehr haben sie sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt.

 

"Bist du es Tilli?"; flüstert Marie leise.

"Ja, wer denn sonst. Ich habe euch etwas zu Essen mitgebracht. Ihr müsst ja halb tot sein vor Hunger.", verkündet sie die frohe Botschaft.

"Tilli, du bist unsere Rettung.", presst Lilly mit letzter Kraft heraus.

 

Tilli lässt ein frisches Brötchen ins Innere des Rettungsbootes fallen und die beiden stürzen sich mit letzter Kraft darauf. In den nun folgenden Minuten ist außer den Schmatzgeräuschen kein Laut zu vernehmen.

 

"Hei - Leute! Ich muss wieder los, sonst gibt es mächtigen Ärger. Ich bin gerade nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Wenn ich wieder abhaue, dann hat mir mein Frauchen Hausarrest angedroht.", erklärt Tilli den zwei schmatzenden Grazien.

 

"Hm, mhuampf, chr, schmatz. OK und tausend Dank. Du hast uns wahrhaftig vor dem Hungertod bewahrt.", bringt Lilly nur mühsam hervor. Ab 5 Gramm, wird die Aussprache doch leicht bröselig und feucht.

 

"Ich weiß allerdings nicht, ob wir uns nochmal wiedersehen. Heute ankert das Segelschiff an irgendeinem Hafen,  und wir gehen von Bord. Es war schön, euch kennengelernt zu haben. Ich hatte wirklich viel Spaß mit euch.", verabschiedet sich Tilli traurig.

"Ja, uns hat es auch mächtig gefreut, dass wir uns begegnet sind.", antworten die beiden fast zeitgleich. "Wir wünschen dir alles Gute und pass gut auf dich auf.", fügen sie noch hinzu.

 

Dann fällt Tilli auf, dass Freddy gar nicht mit im Rettungsboot ist und fragt: "Ähm, wo ist denn Freddy?"

"Er hat sich auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht und ist bis jetzt noch nicht zurück. Keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. Er liegt wahrscheinlich mit vollem Magen in irgendeiner Ecke und pennt.", klärt Marie Tilli auf. 

 

"Na, dann hoffen wir mal, dass ihm nichts passiert ist. Ich halte unterwegs die Augen offen, vielleicht begegne ich ihm ja. Macht's gut ihr zwei und grüßt Freddy herzlich von mir.", beendet Tilli die Unterhaltung und macht sich schleunigst auf den Rückweg. Hausarrest ist nun wirklich kein Vergnügen.

 

Gut gesättigt und müde setzen sich Lilly und Marie in eine Ecke und denken schweigend darüber nach, wie es mit ihnen weitergehen soll. Darüber fallen ihnen die Augen zu und sie versinken in einen tiefen Schlaf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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